Schock

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Ein Schock ist ein Zustand des Körpers, der verschiedene Ursachen haben kann. Im Wesentlichen ist der Blutdruck erniedrigt und die lokale Durchblutungsregulation gestört. Daraus resultieren eine verminderte Durchblutung und ein Sauerstoffmangel der Organe und Gewebe durch ein Missverhältnis zwischen Sauerstoffangebot und -bedarf.

Ein Schock ist ein anfänglich reversibles, unbehandelt aber potenziell lebensbedrohliches Krankheitsbild. Daher muss nach einer raschen Diagnosestellung unverzüglich die Behandlung beginnen.

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Ein Schock ist dadurch gekennzeichnet, dass sich eine zu geringe Blutmenge im Kreislauf befindet. Die Ursachen hierfür können vielfältig sein. Beim bzw. nach dem Tauchen wird ein Schock allerdings meist durch einen starken Flüssigkeitsverlust aufgrund stark blutender Wunden oder durch unzureichendes Trinken bei großer Hitze ausgelöst. Durch die zu geringe Blutmenge im Kreislauf werden Organe und Gewebe nicht ausreichend durchblutet und somit unzureichend mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt. Der Körper versucht dies durch eine erhöhte Pulsfrequenz und eine Zentralisierung des Kreislaufs auf die inneren Organe auszugleichen, was allerdings meist nicht ausreichend möglich ist. Je nach Schwere des Schocks sinkt auch der Blutdruck mit der Zeit ab. Somit stellt ein Schock einen potenziell lebensbedrohlichen Zustand dar.

Symptome

Obwohl ein Schock verschiedene Ursachen haben kann, gehen nachfolgende Symptome allgemein mit einem Schock einher:

  • kühle, feuchte, blass-bläuliche und marmorierte Haut
  • anhaltend hohe Pulsfrequenz (100 bis 120 Schläge pro Minute)
  • kaum tastbarer, rascher Puls
  • niedriger Blutdruck (< 90 mmHg systolisch)
  • wenig, stark konzentrierter Urin
  • Unruhe, Konzentrationsprobleme bis zur Bewusstlosigkeit
  • Luftnot und vertiefte, rasche Atmung

Ein typisches Schockzeichen ist auch der Schockindex, der allerdings ohne Blutdruckmessgerät nicht bestimmt werden kann. Er ist definiert als Pulsfrequenz geteilt durch den systolischen Blutdruck. Ergibt sich hierbei ein Wert größer als 1, spricht man von einem Schock. Desto höher der Wert liegt, desto stärker ist der Schock ausgeprägt bzw. fortgeschritten. Bsp.: Bei einer Pulsfrequenz von 120 Schlägen pro Minute und einem systolischen Blutdruck von 90 mmHg beträgt der Schockindex 1,33.

Erste Hilfe

Ein Schock kann im Anfangsstadium sehr leicht behandelt werden. Mit der Behandlung muss aber rasch begonnen werden, da sich ein unbehandelter Schock lebensbedrohlich werden kann. Folgende Basismaßnahmen solltest du durchführen, wenn du jemanden vorfindest, der vermeintlich unter einem Schock leidet:

  • korrekte Lagerung: Flachlagerung und Beine anheben.
  • Sauerstoffgabe: 4 bis 6 Liter pro Minute
  • Wärmeerhaltung: Nasstauchanzug ausziehen, Patient in Decken einpacken
  • Bei starker Sonneneinstrahlung Patient in den Schatten verbringen.
  • Volumengabe: Frühzeitig ausreichend Flüssigkeit zuführen (Wasser, Tee trinkwarm, etwa 1 Liter in 30 Minuten), aber keine keine erzwungene Flüssigkeitszufuhr bei Bewusstseinsgetrübten.
  • kontinuierliche Überwachung: nicht allein lassen, ansprechen / unterhalten, Kreislaufkontrolle
  • Notruf absetzen und am Telefon klar auf die Schocksymptomatik hinweisen.

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Diagnosestellung

Die für die Organdurchblutung wichtigste Größe ist die Auswurfleistung des Herzens als Produkt aus Herzfrequenz und Schlagvolumen. Diese ist allerdings nicht direkt messbar, schon gar nicht in Notfallsituationen vor Ort. Da das Schlagvolumen nur sehr begrenzt gesteigert werden kann, resultiert immer eine Erhöhung der Pulsfrequenz, um auf diesem Weg ein größere – oder im Schock eine zumindest noch normale oder gerade noch ausreichende - Durchblutung zu gewährleisten. Daher ist die anhaltend hohe Pulsfrequenz das wichtigste und auch für Laien am leichtesten zu erfassende Schockzeichen. Der Blutdruck sinkt je nach Schwere des Schockzustandes und im zeitlichen Verlauf ab, was dazu führt, dass ohne Blutdruckmessgerät der Puls als kaum tastbar erscheint.

Ursachen

Die zu geringe Flüssigkeitsmenge im Kreislauf kann verschiedene Ursachen haben:

Volumenmangel

Beim Volumenmangel ist das Gesamtvolumen der sich im Kreislauf befindlichen Flüssigkeit reduziert. Dies kann verursacht werden durch starke Flüssigkeitsverluste (z. B. durch starkes Schwitzen) und gleichzeitiger unzureichender Flüssigkeitszufuhr, stark blutende Verletzungen, großflächige Verbrennungen oder innere Blutungen.

Verminderte Auswurfleistung des Herzens

Ist die Auswurfleistung des Herzens reduziert, werden Gewebe und Organe auch bei genügend großer Flüssigkeitsmenge unzureichend durchblutet. Die Ursachen können beispielsweise ein Herzinfarkt, Herzrhythmusstörungen oder eine Lungenembolie sein.

Störung der peripheren Durchblutungsregulation

Ist die Durchblutungsregulation der Gliedmaßen gestört, kann eine große Blutmenge in den dortigen Gefäßen verweilen und steht nicht mehr für den Kreislauf zur Verfügung. Dies tritt oft in Verbindung mit einer Vergiftung oder starken allergischen Reaktion auf.

Stadien

Präschock

Im Präschock, d. h. im Anfangsstadium, kann der Körper das fehlende Volumen noch kompensieren. Bei einem Gesunden fehlen ca. 0,5 Liter an zirkukierendem Kreislaufvolumen. Durch eine erhöhte Pulsfrequenz wird die Durchblutung aufrecht erhalten, der Blutdruck ist nur gering verändert. Ein erhöhter Lactatspiegel ist messbar. Durch Gegenmaßnahmen lässt sich die Situation vollständig beherrschen, ohne dass ein ansonsten Gesunder weitere Schäden erleidet.

Manifester Schock

Im weiteren Verlauf brechen die Kompensationsmechanismen mehr und mehr zusammen. Zeichen von Organfehlfunktion nehmen zu: Symptomatisches Herzrasen, Luftnot, Unruhe, niedriger Blutdruck, kühle und feuchte Haut, wenig oder keine Urinproduktion und Gewebeübersäuerung. Bei einem Volumenmangel fehlen in diesem Stadium typischerweise bereits 20% bis 25% des zirkulierenden Kreislaufvolumens – bei einem Erwachsenen von 80 kg Körpergewicht also immerhin schon ca. 1,5 Liter.

Das fehlende zirkulierende Volumen stellt nur einen Teil des fehlenden Gesamtvolumens dar, das ein vielfaches höher ist. Bei hohen Außentemperaturen können durchaus auch ein bis zwei Liter an Volumen fehlen ohne dass es zu Schockzeichen kommt. Der Körper hält über weite Bereiche das zirkulierende Kreislaufvolumen aufrecht, indem er Flüssigkeit aus Geweben mobilisiert. Der Volumenbedarf bei beginnendem Schock ist somit deutlich höher als das fehlenden zirkulierende Kreislaufvolumen.

Endorganversagen

Unbehandelt fallen zunächst die Nierenfunktion, später Lunge und weitere Organe aus, es droht der Tod des Patienten.

Weiterführende Literatur

  • UpToDate Definition, classification, etiology, and pathophysiology of shock in adults, Wolters Kluwer 2018
  • UpToDate Patient Education: Shock – The Basics, Wolters Kluwer 2018
  • Baars T., Erbel, R.: Internistische Intensiv- und Notfallmedizin, Deutscher Ärzte-Verlag 2011
  • Muth, C.-M. et al.: Der schwere Tauchunfall, Anesthesist, 2000
  • Engelhardt, D.: Schock, Hypotonie und verwandte Symptome, Deutsches Ärzteblatt, 1982