Sauerstofftauglichkeit

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Da Sauerstoff ein stark brandförderndes Medium ist, müssen alle Ausrüstungsteile, die mit höher konzentriertem Sauerstoff in Kontakt kommen, sauerstofftauglich sein. Sauerstofftauglichkeit setzt sowohl die Sauerstoffverträglichkeit der eingesetzten Materialien, als auch die Sauerstoffreinheit der gesamten Baugruppe voraus.

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Sauerstoff ist in reiner Form zwar nicht brennbar, wirkt aber extrem brandfördernd. Je höher die Konzentration bzw. der Sauerstoffpartialdruck ist, desto heftiger läuft die Verbrennung ab. Unter erhöhten Sauerstoffkonzentrationen, wie sie bei Nitrox-Gemischen vorkommen, können Materialien viel leichter entflammt werden bzw. sogar Materialien brennen, die unter Luft nur schwer entflammbar sind. Zudem können sich Materialeigenschaften unter erhöhtem Sauerstoffanteil deutlich verändern und beispielsweise Kunststoffe schnell spröde werden.

Da der Sauerstoffpartialdruck für die Stärke der oxidierenden bzw. brandfördernden Eigenschaften des Gasgemisches verantwortlich ist, müssen gerade im Hochdruckbereich, d. h. bei der Tauchflasche, dem Flaschenventil und den Atemreglern hohe Anforderungen an die verwendeten Materialien und deren Reinigung gestellt werden.

Sauerstoffverträglichkeit

Ein Material ist sauerstoffverträglich (oxygen compatible), wenn es keine Reaktion mit Sauerstoff hervorruft, d. h. auch unter hohen Sauerstoffpartialdrücken nicht entflammbar ist. Hierunter fallen beispielsweise V2A- bzw. V4A-Stähle, Kupfer, Messing, Teflon (PTFE), Viton und einige spezielle Schmiermittel. Neopren und Gummi, wie er in normalen O-Ringen verwendet wird, ist nicht sauerstoffverträglich. Damit ein Ausrüstungsteil oder eine gesamte Baugruppe sauerstoffverträglich ist, dürfen ausschließlich sauerstoffverträgliche Materialien verbaut sein.

Sauerstoffreinheit

Damit ein Ausrüstungsteil sauerstofftauglich ist, müssen die verwendeten sauerstoffverträglichen Materialien zusätzlich speziell gereinigt, d. h. sauerstoffrein (oxygen clean) sein. Es müssen alle Verunreinigungen wie Öl, Fett, Schmutzpartikel, Reinigungsmittel und Farbreste restlos entfernt werden, um eine Entzündung unter hohen Sauerstoffpartialdrücken zu verhindern. Zudem darf das Ausrüstungsteil anschließend nicht mehr mit nicht-sauerstoffreinen Gasen oder Materialien in Kontakt kommen. Generell gilt, dass die Sauerstoffreinheit umso wichtiger ist, je höher die Sauerstoffkonzentration bzw. der Sauerstoffpartialdruck des Gases ist.

Ausrüstung

Atemregler und Flaschenventile sind herstellerseitig meist bis zu einem Sauerstoffanteil von 40% sauerstofftauglich. Innerhalb der Europäischen Union ist allerdings laut Norm jedes Gas, das mehr als 21% O2 enthält, wie reiner Sauerstoff zu behandeln. Deshalb müssen bei der Benutzung von Nitrox spezielle sauerstofftaugliche Tauchflaschen, Flaschenventile und Atemregler verwendet werden. Derartige Ventile bzw. Atemregler besitzen ein M26x2-Gewinde, das nicht mit dem für Druckluft verwendeten G5/8-Zoll-Gewinde (DIN-Anschluss) kompatibel ist. Hiermit soll verhindert werden, dass die Ausrüstungsteile mit beispielsweise Druckluft aus nicht sauerstofftauglichen Kompressoren in Berührung kommen, verunreinigt werden und dadurch nicht mehr sauerstoffrein sind.

Deinen Trockentauchanzug solltest du generell nicht mit Nitrox befüllen, da der Unterzieher und deine Wäsche möglicherweise unter dem erhöhten Sauerstoffpartialdruck stark reagieren können, was zu schweren Brandverletzungen führen kann. Verwende deshalb, wenn du mit Nitrox tauchst, am besten eine kleine separate Flasche mit Luft oder Argon für die Befüllung deines Trockentauchanzugs.