Umkehrdruck

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Der Umkehrdruck ist der Druck in einer Taucherflasche, bei dem die Luftmenge gerade noch ausreicht, um in einer Notsituation sich selbst und den Tauchpartner während des Austauchens, d. h. bis zum Erreichen der Wasseroberfläche, versorgen zu können.

Während der Tauchgangsplanung sollte der Umkehrdruck für jedes Team berechnet werden. Zur Sicherheit sollte während des Tauchgangs darauf geachtet werden, dass mit dem Austauchen begonnen wird, sobald einer der Taucher seinen Umkehrdruck erreicht hat.

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Prinzip

Das Ziel einer Luftverbrauchsberechnung ist es, zu bestimmen, welcher Luftvorrat für einen einzelnen Taucher für den gesamten Tauchgang benötigt wird. Tritt eine Notsituation ein und muss im schlimmsten Fall ein zweiter Taucher während des gesamten Austauchens mit Luft versorgt werden, geht man davon aus, dass die 50 bar Reservedruck, welche in die Luftverbrauchsberechnung nicht mit einbezogen werden, ausreichen, um die Wasseroberfläche sicher zu erreichen.

Für diesen Fall allerdings liefert die Berechnung des Umkehrdrucks präzisere Informationen: Hierbei geht man davon aus, dass bei gegebenem Flaschenvolumen ein zweiter Taucher während des Austauchens zusätzlich mit Luft versorgt werden muss. Beim Erreichen der Wasseroberfläche dürfen auch die 50 bar Reservedruck aufgebraucht sein. Der Umkehrdruck ist dann der Restdruck in der Flasche, bei dem der Luftvorrat gerade noch für das Austauchen beider Taucher incl. aller Deko- und Sicherheitsstopps ausreicht. Deswegen sollte zur Sicherheit mit dem Austauchen begonnen werden, sobald ein Taucher seinen Umkehrdruck erreicht hat.

Vorgehensweise

Tauchgangsprofil zur Luftverbrauchsberechnung für den Umkehrdruck (blau).

Im ersten Schritt muss eine Dekompressionsberechnung durchgeführt werden, um das Tauchgangsprofil und die notwendige Luftmenge für das Austauchen berechnen zu können.

Die Bestimmung dieser erforderlichen Luftmenge erfolgt genauso wie bei einer Luftverbrauchsberechnung. Es wird zusätzlich angenommen, dass eine Minute zur Problemlösung auf der Maximaltiefe notwendig ist, bevor mit dem Aufstieg begonnen werden kann. Weiterhin geht man vereinfachend davon aus, dass beide Taucher das selbe Atemminutenvolumen haben, d. h. man setzt zur Berechnung des Luftverbrauchs das doppelte Atemminutenvolumen an.

Die so bestimmte Luftmenge muss bei einem Tauchgang ohne Zwischenfälle beim Beginn des Austauchens noch in jeder Taucherflasche vorhanden sein. Der Umkehrdruck ist somit die vorher bestimmte Luftmenge geteilt durch das Volumen der Taucherflasche. Hierbei wird angenommen, dass bei einem Notfall die 50 bar Reservedruck komplett aufgebraucht werden (können).

Berechnungsbeispiel

Die Berechnung des Umkehrdrucks soll dir exemplarisch an dem Beispiel aus dem Artikeln Luftverbrauchsberechnung bzw. Dekompressionsberechnung veranschaulicht werden.

Austauchen
im Notfall
Zeit
in min
Gesamtdauer
in min
Tiefe
in m
Umgebungsdruck
in bar
Luftverbrauch
in bar l
Problemlösung 1 5 35 4,5 900
Aufstieg 4
Dekostopp 2 2 6 1,6 128
Dekostopp 5 8 3 1,3 416
Sicherheitsstopp 3
Summe 1444

Für den ersten Tauchgang des Beispiels auf 35 Metern Tiefe wurde ein 2-minütiger Dekostopp auf 6 m und ein 5-minütiger Dekostopp auf 3 m bestimmt. Wie bei einer Luftverbrauchsberechnung berechnet sich der Verbrauch in den einzelnen Abschnitten des Austauchens (siehe Tabelle) wie folgt:

[math]\text{Luftverbrauch} = \text{Umgebungsdruck} \cdot \text{Gesamtdauer} \cdot 2 \cdot \text{AMV}[/math]

Da nun beide Taucher versorgt werden müssen, verdoppelt sich das AMV – in diesem Beispiel von 20 Liter pro Minute auf 40 Liter pro Minute – und damit auch der Luftverbrauch.

Zählst du die Luftverbräuche der drei Abschnitte zusammen, ergibt sich für beide Taucher zusammen eine für das Austauchen notwendige Luftmenge von 1444 barl. Den Umkehrdruck berechnest du aus:

[math]\text{Umkehrdruck} = \frac{\text{Luftverbrauch Austauchen}}{\text{Flaschengröße}}[/math]

Da du für diesen Tauchgang eine 15-Liter-Flasche verwenden musst (siehe Beispiel Luftverbrauchsberechnung), teilst du den Luftverbrauch von 1444 barl durch 15 l und errechnest daraus einen Umkehrdruck von 96 bar. Das bedeutet, dass du bei einem Restdruck von 96 bar in deiner 15-Liter-Flasche noch genügend Luft zur Verfügung hast, um damit im Notfall dich und deinen Tauchpartner sicher zur Wasseroberfläche bringen zu können. Die gleiche Berechnung muss auch dein Tauchpartner basierend auf seiner Flaschengröße anstellen. Auch er hat dann beim Erreichen seines Umkehrdrucks noch einen ausreichenden Luftvorrat, um euch beide an die Wasseroberfläche zu bringen. Deshalb solltet ihr mit dem Austauchen beginnen, wenn während des Tauchgangs einer von euch beiden seinen Umkehrdruck erreicht hat.