Tauchgangsplanung

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Unter dem Begriff Tauchgangsplanung fasst man alle vorbereitenden Maßnahmen zusammen, die zur Organisation und Durchführung eines sicheren Tauchgangs notwendig sind. Eine Tauchgangsplanung ist für jeden Tauchgang – unabhängig von der Gruppengröße oder dem Erfahrungsstand der Taucher – zwingend notwendig.

Für jeden Taucher umfasst dies mindestens das Festlegen von Maximaltiefe und Tauchzeit, die Berechnung der notwendigen Atemgasmenge basierend auf dem persönlichen Atemminutenvolumen, eine Dekompressionsberechnung, das Festlegen der Art und ggf. die Analyse des Atemgases und das Bereitstellen einer den Tauchgangsbedingungen angepassten Tauchausrüstung.

Weiterhin müssen im Rahmen der Tauchgangsplanung vom Tauchgruppenführer oder dem Divecenter das Tauchgewässer, der Zweck des Tauchgangs und die Gruppeneinteilung festgelegt, Anfahrt und Sicherheitsausrüstung organisiert, sowie ein Notfallplan erstellt werden.

Spezialwissen (SK Gruppenführung)

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Zur Durchführung eines sicheren und erlebnisreichen Tauchgangs ist eine gründliche Tauchgangsplanung durch den Gruppenführer notwendig. Die Ergebnisse der Planung bespricht bzw. diskutiert der Gruppenführer beim Briefing mit seiner Tauchgruppe.

Eine Taucherregel besagt: Plane deinen Tauchgang und tauche deinen Plan. Das bedeutet, dass die Tauchgangsplanung die Grundvoraussetzung ist, um einen Tauchgang durchzuführen und der Tauchgang nicht ohne Grund anders als geplant durchgeführt werden sollte. Allerdings können äußere Umstände dazu führen, dass man unter Abwägung aller sicherheitskritischen Aspekte den Tauchgang umgestalten muss. Diese Regel muss deshalb noch ergänzt werden: Aber prüfe ständig, ob die Planungsvorgaben noch stimmen und habe den Mut, umzuplanen oder den Tauchgang abzubrechen. Jeder Gruppenführer muss sich bei der Planung also die Frage stellen: Kann ich diesen Tauchgang mit dieser Ausrüstung und diesen Tauchpartnern in diesem Gewässer sicher durchführen?

Auch das englische Sprichwort der 7 P's sollte man sich immer vor Augen halten: Proper Planning and Practice Prevents you from Pissing Poor Performance. Zu Deutsch bedeutet dies sinngemäß, dass dich eine saubere Vorbereitung und Durchführung vor einem extrem schlechten Ausgang bewahren soll. Auch wenn nicht jede Situation vorhersehbar und planbar ist, hilft dir doch eine saubere Vorbereitung dabei, auch solche Situationen zu meistern.

Auswahl des Tauchgewässers

Grundsätzlich muss geklärt werden, ob das Gerätetauchen im geplanten Gewässer überhaupt erlaubt ist, ob eine Genehmigung erforderlich ist und ob es sonstige Auflagen (Bojenpflicht, Meldung bei Behörden, etc.) gibt. Idealerweise kennt der Gruppenführer das Gewässer oder es steht ihm eine Tauchplatzkarte als Navigationshilfe zur Verfügung, damit er das Ziel, den Kurs und den Ablauf des Tauchganges festlegen kann. Hierbei sollte auch schon die maximale Tauchtiefe und Tauchzeit bestimmt werden.

Das Tauchgewässer muss vom Schwierigkeitsgrad her für die Tauchgruppe bzw. für den unerfahrensten Taucher der Gruppe geeignet sein und einen entsprechenden Ein- bzw. Ausstieg aufweisen. Da Taucher an vielen Gewässern nur geduldet werden, sollte auch unbedingt geklärt werden, ob Parkmöglichkeiten vorhanden sind und wie sich die Anfahrt möglichst umweltschonend, d. h. mit möglichst wenig Fahrzeugen und auf befestigten Straßen, organisieren lässt.

Gruppeneinteilung

Die Gruppeneinteilung muss gut überlegt sein, denn sie ist entscheidend für eine angemessene Ordnung unter Wasser und für die Sicherheit des Tauchgangs. Grundsätzlich sollten Tauchgruppen klein gehalten werden, d. h. maximal fünf Taucher pro Gruppe eingeteilt werden. Bei schlechten Sichtverhältnissen sollte man die Gruppengröße entsprechend reduzieren.

Grundsätzlich muss geklärt werden, was der Zweck des Tauchgangs (Erlebnis, Übungen, Nachttauchgang, Wracktauchgang, Nullzeittauchgang, dekompressionspflichtiger Tauchgang, etc.) sein soll, und ob alle Mittaucher genügend Ausbildung bzw. Erfahrung vorweisen und gewillt sind, daran teilzunehmen. Gleiches gilt für die äußeren Rahmenbedingungen wie Sichtverhältnisse, Strömung, Wassertemperatur, Seegang, etc. Auch der Luftverbrauch der einzelnen Taucher sollte möglichst ähnlich sein, da der Taucher mit dem höchsten Luftverbrauch die Tauchzeit begrenzt. Das Ziel ist es, bzgl. der genannten Punkte eine möglichst homogenen Tauchgruppe zusammenzustellen. Falls dies mit einer Gruppe nicht zu erreichen ist, sollten mehrere kleine Gruppen gebildet werden.

Vier-Sterne-Regel

Eine Tauchgruppe sollte immer aus Teams, idealerweise bestehend aus zwei Tauchern zusammengesetzt sein. Bei einer ungeraden Anzahl an Tauchern sind auch Dreierteams möglich. Keinesfalls sollte ein Gruppenmitglied ohne Tauchpartner sein.

Für die Bildung der Teams ist der Ausbildungs- und Erfahrungsstand der Taucher das entscheidende Kriterium: Ein weniger erfahrener Taucher sollte generell einen erfahrenen Taucher als Tauchpartner haben. Als Faustregel kannst du dir merken, dass beide Partner zusammen mindestens vier Brevetsterne haben sollten. Das bedeutet, dass ein OWD*-Taucher von einem DM***-Taucher begleitet werden sollte und zwei ED**-Taucher ein Team bilden können. Unter einfachen Tauchgangsbedingungen (Tiefe geringer als 20 m, gute Sichtverhältnisse, keine Strömung, Warmwasser, etc.) kann ein OWD*-Taucher auch von einem erfahrenen ED**-Taucher begleitet werden.

Gruppenformation

Die Gruppenformation ist die Anordnung der Teams in der Tauchgruppe unter Wasser. Sie muss so gewählt werden, dass der Gruppenführer die Gruppe jederzeit überblicken und jeden Taucher sofort erreichen kann. Die Gruppengröße sollte deshalb auch bei guten Sichtverhältnissen fünf Taucher incl. Gruppenführer nicht übersteigen.

Beide Taucher in einem Team sollten immer nebeneinander auf gleicher Tiefe tauchen. Aus psychologischen Aspekten ist es sinnvoll, dass der weniger erfahrene Taucher näher am Ufer bzw. Riff taucht.

In einer Gruppe bestehend aus drei Tauchern sollte sich der Gruppenführer in der Mitte befinden. Damit sich die beiden Mittaucher links und rechts besser an ihm orientieren können, sollten sie in etwa auf Höhe seiner Schulter tauchen. Der Gruppenführer sollte aber nicht alleine voraus schwimmen, da er in diesem Fall keinen direkten Tauchpartner mehr hätte und er den Überblick über die Gruppe nur behalten könnte, wenn er sich ständig umdrehen würde.

Eine Vierergruppe bildet man idealerweise aus zwei Teams. Der Gruppenführer befindet sich im vorderen Team. Im hinteren Team sollte sich als stellvertretender Gruppenführer der zweit erfahrenste Taucher befinden, der als Schlussmann fungiert und die gesamte Gruppe ständig im Blick behalten kann. Dies ist notwendig, da der Gruppenführer während des Tauchgangs nicht permanent nach hinten blicken kann.

Eine Gruppe aus fünf Tauchern sollte man aus einem Zweier- und einem Dreierteam zusammensetzen. Der Stellvertreter fungiert auch hier als Schlussmann. Generell sollte sich hinter dem Team des Gruppenführers nur ein weiteres Team befinden, damit er die Gruppe überblicken und jeden Taucher einfach erreichen kann.

  • Gruppenformation 3er Gruppe.
  • Gruppenformation 4er Gruppe.
  • Gruppenformation 5er Gruppe.

Tauch- und Reserveausrüstung

Bereits während der Tauchgangsplanung muss sichergestellt werden, dass jedes Gruppenmitglied über eine vollständige und den Gegebenheiten wie Wassertemperatur, Tiefe, Strömung, Lichtverhältnisse, etc. angepasste Tauchausrüstung verfügt. Gerade bei Tauchgängen im Meer muss von jedem Taucher auch ein Tauchermesser, ein Schnorchel und eine Dekoboje mitgeführt werden. Je nach Zweck des Tauchgangs sind möglicherweise zusätzliche Ausrüstungsgegenstände wie Taucherlampen, eine Signalboje oder ähnliches notwendig bzw. sinnvoll.

Über Funktionsfähigkeit und Vollständigkeit der Ausrüstung sollte sich der Gruppenführer vor Beginn des Ausfahrt vergewissern. Trotzdem ist es sinnvoll, für Ausrüstungsgegenstände, die jeder Taucher verwenden kann (z. B. Tauchermaske, Atemregler, Taucherlampe, etc.), eine Reserve mitzuführen. Ein Reparaturkit, mit dem sich die typischsten kleinen Schäden beheben lassen, sollte immer mitgenommen werden. Dies sollte unter anderem O-Ring-Dichtungen, Masken- und Flossenbänder, ein Mundstück und Kabelbinder umfassen.

Anhand einer Luftverbrauchs- und Dekompressionsberechnung muss bestimmt werden, welche und wie viele Tauchflaschen notwendig sind. Zusätzlich sollte je Tauchgruppe mindestens eine Tauchflasche als Reserve eingeplant werden, falls eine der Flaschen beim Transport an Druck verlieren sollte.

Notfallplan und Sicherheitsausrüstung

Alle Informationen findest du im Artikel Sicherheitsvorkehrungen.

Spezialwissen (Nitrox*)

➥ Fragen   ➥ Online-Training Nitrox*

Beim Tauchen mit Nitrox sind bei der Tauchgangsplanung einige zusätzliche Aspekte zu beachten. Es empfiehlt sich, dass du in folgender Reihenfolge vorgehst:

  1. Tauchtiefe festlegen.
  2. Maximalen Sauerstoffpartialdruck (nicht höher als 1,4 bar) festlegen.
  3. Best Mix bestimmen, um den ideale Nitrox-Gemisch für die geringste Stickstoffsättigung zu kennen.
  4. Sauerstoffgehalt des Nitrox-Gemisches analysieren.
  5. Tauchflasche etikettieren.
  6. MOD bestimmen.
  7. Nullzeit und maximale Sauerstoffeinwirkzeit anhand dem Nitrox-Tauchgangsplaner ermitteln.
  8. Tauchcomputer auf das entsprechende Nitrox-Gemisch einstellen.