Sicherheitsvorkehrungen

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Zur Durchführung eines sicheren Tauchgangs sind diverse Sicherheitsvorkehrungen notwendig. Diese umfassen sowohl organisatorische Maßnahmen als auch das Mitführen entsprechender Sicherheits- und Notfallausrüstung.

Das Treffen der Sicherheitsvorkehrungen ist Teil der Tauchgangsplanung. Verantwortlich hierfür ist der Tauchgruppenführer – ggf. mit Unterstützung des Divecenters.

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Der Tauchgruppenführer trägt während der gesamten Tauchausfahrt die Verantwortung für die Sicherheit und Gesundheit der Taucher. Um ein höchstes Maß an Sicherheit zu gewährleisten und auf Notfälle so gut wie möglich vorbereitet zu sein, muss er bereits während der Tauchgangsplanung eine Reihe an Sicherheitsvorkehrungen treffen bzw. diese planen. Falls die Tauchausfahrt über dein Divecenter durchgeführt wird, muss dieses ihn hierbei unterstützen und kann auch entsprechende Vorgaben machen.

Tauchgangsliste

Eine Tauchgangsliste sollte eine Auflistung aller Taucher, die an den Tauchgängen an einem Tag teilgenommen haben, enthalten und nach Tauchgruppen sortiert sein. Bei jeder Tauchgruppe muss der Tauchplatz, geplante Tiefe und Tauchzeit, Abtauchzeit, getauchte Tiefe und Tauchzeit und eventuelle Vorkommnisse vermerkt sein.

Die Liste soll dazu dienen, dass die Oberflächensicherung einen Überblick über die Taucher behalten kann und jederzeit weiß, wer sich wo noch im Wasser befindet. Dies dient essentiell der Tauchsicherheit, da somit kein Taucher (gerade bei Bootausfahrten) zurückgelassen werden kann und entsprechende Maßnahmen eingeleitet werden können, wenn eine Gruppe überfällig ist.

Gerade bei größeren Tauchausfahrten erleichtert eine Tauchgangsliste die Planung, da sie in übersichtlicher Form die Gruppeneinteilung enthält und sie um zusätzliche Informationen, wie notwendige Anzahl an Tauchflaschen, Erfahrungsstand der Taucher, Checklisten für Tauchausrüstung und Sicherheitsausrüstung, etc. ergänzt werden kann. Weiterhin dient sie der Dokumentation von Tauchtiefen und Tauchzeiten, wodurch ein grober Überblick über die Disziplin und Restsättigung der Taucher behalten werden kann.

Notfallplan

Ein Notfallplan ist die Voraussetzung für die erfolgreiche Rettung eines verunfallten Tauchers. Dazu gehört die Notfallversorgung vor Ort sowie der schnellstmögliche Transport zur nächstgelegenen medizinischen Einrichtung bzw. Druckkammer. Ein Notfallplan muss immer auf die Gegebenheiten des Tauchplatzes angepasst sein. Für das Vorhandensein des Plans ist der Gruppenführer verantwortlich. Bei der Erstellung sollte er sich falls möglich von einem lokalen Divecenter unterstützen lassen bzw. muss ggf. dessen Vorgaben einhalten.

Ein Notfallplan sollte so aufgebaut sein, dass er als Leitfaden für die Ersthelfer im Falle eines Tauchunfalls dient. Grundsätzlich ist jedem Taucher bekannt, was er in einem Notfall tun sollte und wie er die Rettungskette auslöst. Allerdings ist es bei der Aufregung, die in einem solchen Fall mit Sicherheit aufkommt, hilfreich, einen Leitfaden, der alle wichtigen Informationen enthält, zur Hand zu haben und nach diesem handeln zu können. Der Notfallplan sollte gut zugänglich platziert und sein Standort und Inhalt jedem Gruppenmitglied bekannt sein.

Der Notfallplan sollte in übersichtlicher Art und Weise mindestens folgende Informationen enthalten:

  • Tauchplatz: Name, Ort, Anfahrtsmöglichkeiten
  • Notrufmöglichkeiten: Notrufnummern, Standort Mobiltelefone, Funkgerät, o. ä.
  • Erste-Hilfe-Ausrüstung: Standort
  • Sauerstoffsystem: Standort
  • Rettungsausrüstung: Standort
  • Druckkammer: Standort der nächstgelegenen Druckkammer, Bereitschaftszeiten, Kontaktmöglichkeiten
  • Kontaktmöglichkeiten: Tauchunfall-Hotlines (z. B. DAN, aquamed, VDST), Divecenter

Weiterhin sollte eine Auflistung der Notfallverfahren als Checkliste bzw. Leitfaden vorhanden sein. Diese Liste sollte der Vorgehensweise nach gegliedert sein:

  • Hilfe anfordern.
  • Taucher retten, sichern, Ausrüstung abnehmen und Wärmeverluste minimieren.
  • Vitalfunktionen kontrollieren.
  • Notruf absetzen: Stichwort Tauchunfall nennen.
  • Herz-Lungen-Wiederbelebung durchführen, wenn notwendig.
  • Taucher korrekt lagern.
  • Sauerstoffgabe: So schnell, so hoch dosiert und so lange wie möglich.
  • Flüssigkeitsgabe, wenn möglich.
  • Vitalfunktionen ständig kontrollieren.
  • Rettungsdienst einweisen (lassen).
  • Unfallhergang und Erste-Hilfe-Leistung protokollieren.
  • Tauchausrüstung sicherstellen und Tauchcomputer dem Rettungsdienst mitgeben.

Auch wenn es nicht möglich ist, einen allgemeingültigen Notfallplan zu erstellen, bieten Organisationen wie z. B. DAN oder aquamed entsprechende Vorlagen und Hilfsmittel zur Erstellung von Notfallplänen an.

Sicherheitsausrüstung

Die Sicherheitsausrüstung soll dazu dienen, während des Tauchgangs die Tauchsicherheit zu erhöhen und auf typische Problem- oder Gefahrensituationen vorbereitet zu sein. Abhängig von der Art des Tauchgangs und der örtlichen Gegebenheiten ist unterschiedliche Sicherheitsausrüstung notwendig.

Nachfolgende Sicherheitsausrüstung solltest du unabhängig von der Art des Tauchgangs immer mitführen:

  • Pro Tauchteam sollte mindestens eine Dekoboje vorhanden sein. Diese dient nicht nur dazu, der Oberflächensicherung den Beginn des Deko- bzw. Sicherheitsstopps zu signalisieren. Falls unvorhergesehen aufgetaucht werden muss, ist durch das Setzen der Boje der Auftauchort schon vorher an der Oberfläche sichtbar. Hierauf kann die Oberflächensicherung entsprechend reagieren und zudem signalisiert sie Booten in diesem Bereich, dass dort gleich Taucher an die Oberfläche kommen werden.
  • Ein Tauchermesser oder ein anderes Schneidwerkzeug sollte obligatorisch für jeden Taucher sein, um sich aus Leinen oder Netzen befreien zu können. Dieses muss am Körper unbedingt so angebracht werden, dass es sehr leicht erreichbar ist.
  • Eine Taucherlampe ist bei Nachttauchgängen und in der Dämmerung Pflicht für jeden Taucher. Es sollte auch pro Tauchteam mindestens eine Reservelampe mitgeführt werden. Bei schlechten Sichtweiten kann eine Lampe sehr hilfreich sein, da man den Lampenschein oft noch aus größerer Entfernung wahrnehmen kann. Auch bei Tageslicht kann man sich mit einer Lampe an der Wasseroberfläche über größere Distanz bemerkbar machen.
  • Um sich an der Wasseroberfläche in einem Notfall bemerkbar machen zu können, muss jeder Taucher den Umgebungs- und Tauchgangsbedingungen angepasste Signalmittel mitführen.
  • Gerade bei Tauchgängen, die möglicherweise dekompressionspflichtig werden könnten, sollte sich im Wasser eine sog. Dekoflasche befinden. Dies ist eine volle Tauchflasche mit einsatzbereitem Atemregler, aus der während des Dekostopps geatmet werden kann, falls ein Taucher unvorhergesehenerweise nicht mehr genügend Luft zur Verfügung hat. Die Dekoflasche sollte sich an einem leicht erreichbaren Ort (beim Auftauchpunkt oder unter dem Boot) in mindestens 3 Metern Tiefe befinden.
  • Bei jedem Wetter ist es essentiell, eine ausreichende Menge an Flüssigkeit zum Trinken mitzuführen, um einer Dehydration und Problemen bei der Dekompression vorzubeugen. Stilles Mineralwasser bietet sich hierbei an, da damit auch problemlos andere Taucher, die nicht genügend Flüssigkeit mitgeführt haben oder mitnehmen wollten, versorgt werden können.

Notfallausrüstung

Zur Notfallausrüstung zählt alles Equipment, was man für den Notfall zur Ersten-Hilfe-Leistung vorhalten sollte. Ein Erste-Hilfe-Set kann beispielsweise ein Verbandskasten, wie er im KFZ mitgeführt werden muss, sein. Dieser sollte Verbandsmaterial, Scheren, sterile Tücher, Wärmedecken und eine Beatmungsmaske enthalten. Zusätzlich sollten ein paar Päckchen Traubenzucker vorhanden sein, mit dem man eine Unterzuckerung behandeln kann.

Da bei jeder Art von Tauchunfall und Anzeichen einer Dekompressionskrankheit so schnell und so lange wie möglich hochprozentiger Sauerstoff verabreicht werden muss, muss zu jeder Tauchausfahrt ein Sauerstoffnotfallsystem mitgeführt werden. Es gibt unterschiedliche Systeme, die in kompakten, wasserdichten Koffern angeboten werden. Darin sind eine Sauerstoffflasche mit 2 l bis 5 l Inhalt, ein Druckminderer ähnlich einem Atemregler und Beatmungsmasken enthalten. Bei offenen Systemen ist die Behandlungsdauer je nach Flaschengröße meist auf unter eine Stunde begrenzt. Bei geschlossenen Systemen wird aus der Ausatemluft das vorhandene CO2 ausgefiltert und diese anschließend wieder mit Sauerstoff angereichert. Hierdurch lassen sich deutlich längere Behandlungszeiten erzielen, wobei der Aufbau allerdings komplexer ist. Der Druck der Sauerstoffflasche und die Haltbarkeit evtl. vorhandener Filterpatronen muss vor jeder Ausfahrt kontrolliert werden.

Zur Absetzung eines Notrufs müssen entsprechende Geräte vorhanden sein. Wenn im Tauchgebiet Mobilfunkempfang möglich ist, genügen hierfür geladene Mobiltelefone. Auf dem Meer oder in abgelegenen Gebieten muss ein Funkgerät zur Verfügung stehen, mit dem die Rettungskette ausgelöst werden kann.

Je nach Tauchplatz sollte eine Rettungsausrüstung zur Verfügung stehen, um einen Taucher aus dem Wasser an Land oder auf ein Boot retten zu können. Das können Leinen oder spezielle Gurte sein, wie sie meist auf Tauchbooten zum Einsatz kommen.

Oberflächensicherung

Während jedem Tauchgang sollte sich jemand an Land bzw. auf dem Boot befinden, der die Oberflächensicherung übernimmt. Während sich Taucher im Wasser befinden, soll die Oberflächensicherung – auch Shorecover genannt – das Tauchgebiet beobachten und in einem Notfall Rettungsmaßnahmen einleiten bzw. die Tauchgruppe hierbei unterstützen können.

Weiterhin unterstützt die Oberflächensicherung die Tauchgruppe organisatorisch: Hierzu zählen unter anderem Hilfe beim An- und Ablegen der Tauchausrüstung, Hilfestellung beim Ein- und Ausstieg, Reichen von Reserveausrüstung, die Organisation der Lagerung von leeren und vollen Tauchflaschen und das Führen der Tauchgangsliste. Damit die Oberflächensicherung die Übersicht behalten kann, ist es essentiell, dass sich jede Tauchgruppe direkt vor Beginn des Tauchgangs abmeldet und nach Ende des Tauchgangs wieder zurückmeldet.

Im optimalsten Fall besteht die Oberflächensicherung zusätzlich aus einer Sicherungsgruppe, die tauchbereit ist und bei einem Notfall unmittelbar ins Wasser gehen kann. Bei risikoreicheren Tauchgängen, wie beispielsweise unter Eis, ist eine Sicherungsgruppe zwingend notwendig.